Intuition trifft Planung: Wie Du Deine Zeit produktiv nutzt

Intuition und Planung passen wunderbar zusammen. In meine Arbeitsalltag nutze ich beides bewusst. Denn Planung hin oder her: Wenn es um Arbeit geht, können wir mit einiger Gewissheit davon ausgehen, dass wir nie wirklich fertig werden. Kaum ist eine Aufgabe erledigt, sind die nächsten bereits auf dem Tisch. Oder wir haben Ideen und Pläne, wie es weitergehen soll und sorgen selbst dafür, dass wir neue Aufgaben haben. Um da den Durchblick zu bewahren, reicht ein guter Plan oft nicht aus.

Zum einen gibt es in der Arbeitswelt immer mehr Kommunikation und Komplexität zu bewältigen. Zum anderen haben wir immer mehr Möglichkeiten Arbeit mitzugestalten und uns zu entfalten – nicht nur als Selbständige, Freiberufler oder Unternehmer. Auch immer mehr Angestellte sind durch kulturellen Wandel und agiles Arbeiten mit neuen Strukturen und Arbeitsweisen konfrontiert und herausgefordert umzudenken, sich neu zu organisieren, dazuzulernen und Fähigkeiten zu nutzen, die bisher nicht so gefragt waren – wie zum Beispiel die Intuition.

Dabei stellen sich immer wieder die gleichen Fragen: Wie teile ich mir meine Zeit ein? Wann ist der richtige Zeitpunkt eine Aufgabe zu erledigen? Was ist heute wichtig, was diese Woche? Gibt es etwas, was ich diesen Monat erreichen möchte? Wie gehe ich damit um, wenn etwas Dringendes dazwischen kommt und mein Plan nicht aufgeht?

Verstand und Bauchgefühl kombinieren

Meine Antwort ist ganz einfach: Dann kommt die Intuition ins Spiel. Der Plan steht für die Ebene des Verstandes, die Intuition steht für das Bauchgefühl. In meinem Verständnis verbinden sich in der Intuition Erfahrungen, Körperwahrnehmungen und Gefühle. Dieses Powerteam gibt mir Impulse. Das können innere Bilder sein oder Gedanken, die plötzlich und überraschend klar und deutlich durch mich hindurchfließen und meine Aufmerksamkeit binden, ohne, dass sie aus einer logischen Kette von Gedanken entstanden sind. Auch auf die feinen Zeichen meines Körpers kann ich achten. Oft sind diese Zeichen bei wichtigen Entscheidungen auch gar nicht so fein, sondern geben mir ein sehr deutliches Feedback. Meine Intuition ist eine Art innere Stimme, die mir häufig dann Orientierung gibt, wenn ich mit dem Verstand nicht weiterkomme. Oder sie sorgt dafür, dass ich schneller eine Lösung finde, als nur über den Verstand. Ich empfinde meine Intuition als eine echte Kompetenz und nutze sie immer öfter bewusst.

Intuition im Business – ein Beispiel

Vor meiner Sommerpause wollte ich mich unbedingt noch bei einer wichtigen Kundin melden, bei der ein Projekt schlummert, dass ich irgendwann wieder wach küssen darf, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Da ist es wichtig in Kontakt zu bleiben. Und zwar nicht nur wegen des Projektes, sondern auch weil die Beziehung zu der Kundin menschlich sehr wertvoll ist. Meinem Verstand war glasklar, dass ich das noch erledigen musste und wollte. Parallel waren aber viele andere Dinge liegengeblieben und zu erledigen. Wir waren gerade umgezogen und die Kinder hatten schon Ferien. Mein Plan war schon seit längerem aus dem Takt und ich gerade dabei mich neu zu organisieren. Kurz gesagt: Es war gerade eine herausfordernde Zeit. Als ich den Rechner schon zuklappen wollte, dachte ich plötzlich an meine Kundin. Ich entschied mich spontan, ihr in genau diesem Moment eine E-Mail zu schreiben. Das klingt erst einmal nach keinem großen Ding. Aber als ich am nächsten Tag ihre Antwort las, wusste ich, dass ich Dank meiner Intuition den richtigen Zeitpunkt erwischt hatte. Denn meine Kundin schrieb: “Hallo Kathrin, wie schön von Dir zu lesen. Ich bin schon auf dem Sprung in den Urlaub. Bin in drei Wochen wieder da. Freue mich schon, dann mit Dir zu telefonieren.” So hatte sie noch einmal von mir gehört, bevor sie in den Urlaub gegangen ist und ich wusste, wann ich sie wieder erreichen kann und setzte mir direkt eine Wiedervorlage.

Intuition als Navigationssystem

Das ist nur ein Beispiel von vielen, die mir immer wieder zeigen, dass Planung über den Verstand nicht reicht und in den meisten Fällen ja auch nicht reibungslos funktioniert. Das kennen wir alle zu genüge. Ich sehe meine Planung als eine Basis, die den Rahmen schafft und mich fokussiert. Wo will ich ihn? Was ist wichtig? Welche Aufgaben sind zu erledigen? Wie ist die Timeline?

Wie sich das dann im Alltag gestaltet, entscheide ich oft intuitiv. Planung und Intuition ergänzen sich da wunderbar. Ohne die Planung, könnte mir meine Intuition keine zielgerichteten Impulse geben. Und die sind wichtig, denn es ist meine Intuition, die mir bei der Navigation durch meine Pläne hilft und mir bei unvorhergesehenen Störungen Orientierung gibt. Ohne meine Intuition würde ich häufig Dinge tun, weil ich der Meinung bin, dass ich sie gerade tun “muss”, die ich aber gerade gar nicht machen möchte. Das würde mich Energie und damit auch Zeit kosten. Und die Qualität meiner Arbeit würde leiden.

Planung und Intuition kombinieren: Ein Beispiel

Hauptziel definieren
Im Moment schreibe ich mein drittes Buch. Das ist mein aktuelles Hauptziel. Hier setze ich meinen Fokus. Auch meine anderen Angebote wie die achtsamen Begleitungen mit dem Sensitive Talk, meine Vorträge oder die Gedanken für den nächsten Kongress laufen weiter. Dennoch hat das Buch den Hauptfokus.

Zeitliche Ziele
In diesen Tagen beginnt mein Schreibprozess. Der Abgabetermin für das Manuskript ist im Frühjahr 2019. Jetzt bin ich eine Woche in Dänemark, um mich auf den Start des Projektes zu fokussieren. Mein Ziel für diese Woche ist gesetzt. Der Termin für das nächste Telefonat zur Abstimmung mit meinem Verlag steht.

Next Steps
Für die nächsten Schritte brauche ich regelmäßig Tage, die ich mir freihalte, um ungestört schreiben zu können. Zusätzlich dazu habe ich mir zwei weitere Schreibzeiten am Stück organisiert. In den Herbstferien fährt mein Mann mit den Kindern die ersten Tage alleine in den Urlaub, ich bleibe zu Hause, schreibe und reise dann mit der Bahn hinterher. Und bevor es in Richtung Weihnachten und Jahresende geht, bin ich noch einmal eine Woche in Dänemark. Wie ich danach weiter plane, wird sich in den nächsten Wochen des Schreibens zeigen.

Intuitive Umsetzung im Alltag

Soweit der Plan. Jetzt kommt der Alltag ins Spiel. Jeder noch so gute Plan ist keine Garantie dafür, dass er auch im Detail aufgeht. Konkret heißt das: Ich habe einen Plan und ich habe das Vertrauen, dass ich nächstes Frühjahr rechtzeitig mein Manuskript abgeben werde. Doch wie genau ich dahin komme, kann ich heute noch nicht wissen. Stattdessen gehe ich immer den nächsten Schritt. Wenn ich zum Beispiel einen Tag Schreibklausur eingeplant habe und dann das Schreiben schwer fällt, schaue ich hin, wie ich meine Zeit jetzt besser nutzen könnte. Was meldet mir mein Bauchgefühl? Ist das Projekt mit meiner Kundin gerade wichtiger? Brauche ich eine Pause im Wald? Ist die Buchhaltung dran? Ist mir eher danach aus dem Fenster zu schauen und meinen Gedanken zu folgen? Möchte ich auf Facebook etwas nachschauen? Ganz egal, was sich da gerade wichtiger oder besser anfühlt. In den meisten Fällen stelle ich hinterher fest, dass es sich lohnt dem Pfad zu folgen: Entweder schickt meine Kundin noch eine zusätzliche Anfrage rüber oder meldet sich mit einem Feedback. Oder ich merke nach einer Stunde Spaziergang im Wald, dass ich doch den richtigen Dreh zum Schreiben habe, komme richtig in den Flow und schreibe mehr an einem Tag als sonst. Wenn ich mich der Buchhaltung widme, finde ich vielleicht eine Rechnung, die dringend bezahlt werden möchte. Hänge ich meinen Gedanken nach, habe ich einen genialen Einfall für mein Buch. Und wenn ich Facebook öffne, entdecke ich möglicherweise einen spannenden Post oder Link, der sich für die Recherche zu meinem Buch eignet und mir einen neuen Impuls gibt.

Weniger Druck, mehr Zufriedenheit

Kennst Du solche Situationen? Im ersten Moment sieht es vielleicht so aus, als würdest Du Dich nicht an Deinen Plan halten. Doch in Wirklichkeit erfüllst Du Deinen Plan, erreichst Du Dein Ziel einfach anders als gewohnt. Und zwar auf einem Weg, der nicht nur zu einer größeren Produktivität, sondern auch zu einer höheren Zufriedenheit führen kann. Früher habe ich mir diese Freiheit meiner Intuition zu folgen nicht gestattet, setzte mich unter Druck und fühlte mich eingeengt, obwohl ich meine Zeit als Freiberuflerin selbst einteilen kann. Heute höre ich auf meine Intuition und nutze sie von Tag zu Tag bewusster. Inzwischen weiß ich auch, dass es ein Alarmzeichen ist, wenn die Verbindung zu meiner Intuition gestört ist. Dann bin ich meist über meine Grenzen gegangen und bereits in einer Stressbelastung, die ich dringend wieder runterfahren muss. Denn sonst nützen einem weder Planung noch Intuition etwas, weil ich erst einmal Zeit brauchen, um mich zu erholen. Aber das ist anderes Thema.

Oder doch Fügung?

Einen Gedanken möchte ich noch ergänzen: Neben Planung und Intuition gibt es ja noch etwas anderes – nennen wir es Fügung. Wenn ich den Luxus einer Schreibzeit außerhalb meines Alltages habe, so wie jetzt, dann habe ich nicht nur Raum für das Schreiben am Buch, sondern für viel mehr, was sonst oft im Alltag mit Kindern, Schule und Co. nicht unbedingt möglich ist. Es wird still, es öffnet sich ein neuer Raum für mich, ich habe neue Ideen und mache Pläne.

Gestern hatte ich den Plan, an den letzten beiden Tagen hier auszuprobieren, um 22 Uhr ins Bett zu gehen und um 5.30 Uhr aufzustehen, um morgens regelmäßig eine Stunde Zeit für mich zu haben, bevor ich die Kinder wecke. Nachdem ich aber gestern bis um 23.30 Uhr einen Film geschaut habe, dachte ich mir: Ooooch, das lasse ich jetzt mal. Wann bin ich aufgewacht? Um 5.30 Uhr. Das wusste ich aber in dem Moment nicht. Ich wollte mich nämlich gerade wieder umdrehen, da höre ich eine Mücke, die um mich herumschwirrt. Ich habe erst versucht, sie zu erwischen, wenn sie “landet” und zum Stechen ansetzt. Nachdem das nicht funktioniert hat, habe ich mich dazu hinreißen lassen auf die Uhr zu schauen: 5.30 Uhr. Da musste ich unvermittelt Grinsen und bin aufgestanden. In dem Moment kam mir der Gedanken, diesen Blogartikel zu schreiben. Und der ist nun fertig. Völlig ungeplant, motiviert durch eine Mücke und komplett intuitiv und mit Blick auf den Sonnenaufgang. Das nenne ich mal produktiv.

PS: Intuition kann man trainieren. Hochsensible Menschen verfügen über eine hohe Verarbeitungstiefe und fühlen intensiv. Das sind gute Voraussetzungen um eine gute Intuition zu entwickeln. In diesem Sinne: Viel Freude beim Entdecken Deiner Intuition!

 

Newsletter von Kathrin Sohst - Natürlich. Mensch. Sein.

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